Die Pinpoint GmbH, eine Ausgründung der TU Chemnitz, präsentiert Anfang Januar 2023 präzise Positionsbestimmung innerhalb von Gebäuden mit einem neuen UWB-Funkstandard auf der weltgrößten Messe für Verbraucher-Technologien in Las Vegas. Die TU Chemnitz ist an der Entwicklung beteiligt und der Gründungsprozess des jungen Start-ups wurde vom Gründungsnetzwerk SAXEED begleitet.
Die Technologie zur Navigation außerhalb von Gebäuden ist heute Stand der Technik, jedoch versagt die satellitenbasierte Positionsbestimmung per GPS oder vergleichbarer Systeme unter Überdachungen wegen zu schwacher Signale. „Mit bis zu 30 Meter Abweichungen lassen sich selbst in großen Gebäuden keine brauchbaren Positionen ermitteln und auch per WLAN und Bluetooth sind Verbesserungen der Indoor-Navigation lediglich im Meterbereich möglich“, sagt Dr. Marko Rößler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Schaltkreis- und Systementwurf der Technischen Universität Chemnitz und Geschäftsführer der Pinpoint GmbH. Erst die neueste Nahbereichs-Funktechnologie UWB ermögliche eine zeitliche Auflösung innerhalb weniger Milliardstel Sekunden. Die Abkürzung UWB steht für die Ultra-Wideband-Technologie (dt. Ultrabreitband). Dieser Funkübertragungsstandard dient neben der Datenkommunikation unter anderem auch zur Ortung.
Mit Hilfe dieser hochpräzisen Technologie gelang den Chemnitzer Entwicklern eine auf 30 Zentimeter genaue Positionsbestimmung für UWB-Smartphones. Gemeinsam mit dem UWB-Chip-Hersteller Qorvo Inc. präsentieren sie ihre Lösung vom 5. bis 8. Januar 2023 auf der „Consumer Electronics Show“ (CES), der weltgrößten Messe für Verbraucher-Technologie, in Las Vegas. Mit dieser Indoor-Navigation für kommerzielle Smartphones können beispielsweise Rettungskräfte schneller und direkt an Einsatzorte gelangen oder Warenlieferungen bis zur Wohnungstür im Gebäude-innern navigiert werden. „Da die UWB-Smartphones ausschließlich Signale unserer Funksensoren empfangen, sind sie abhörsicher. Keine Information verlässt das Gerät, deshalb sind Nutzerinnen und Nutzer extern nicht lokalisierbar“, erläutert Rößler. Die Privatsphäre bleibe so „absolut sicher“. „Von unserer Weltpremiere in Las Vegas erwarten wir neue Partnerschaften zum Start der Serienproduktion und Integration in Smartphones und Smart-Devices“, so Rößler.
Der für die exakte Positionsbestimmung notwendige Synchronisations-Algorithmus wurde von Rößler und seinen Kollegen in einer Arbeitsgruppe an der Professur Schaltkreis- und Systementwurf der TU Chemnitz entwickelt und ist als weltweites Patent angemeldet. Im Rahmen eines Technologietransfers, gefördert durch das EXIST-Programm des Bundeswirtschaftsministeriums, wurde es in die Pinpoint GmbH übertragen. Unterstützt wurde das Start-up dabei von dem Gründungsnetzwerk SAXEED. Neben der Gründungsberatung waren sie Teilnemer der SAXEED-Masterclass, dem 18-monatigen Frühphaseninkubator für Gründungsprojekte mit EXIST-Förderung, wo sie intensiv betreut wurden und zum Abschluss das Zertifikat „Investment ready“ erhielten – ein wertvolles Signal für zukünftige Investor*innen.
Das Team der Pinpoint GmbH (v.l.): Thomas Graichen, Dr. Marko Rößler, Matthias Faust und Daniel Froß. Archivfoto: Pinpoint GmbH
Autor: Mario Steinebach