Unser aktueller Pitch des Monats ist PiAS Education, ein Start-up aus dem Bildungsbereich. Es entwickelt Lernapps für die sprachliche Entwicklung von Kindern im Vorschulalter. Hinter dem Start-up steht unter anderem Dr. Sabine Völkel, welche an der TU Chemnitz Medienkommunikation studiert hat. Mit ihrem wissenschaftlichen Hintergrund streben sie und ihr Team an, „qualitativ hochwertige Inhalte, die wissenschaftlich begründet sind, mit den Möglichkeiten des Digitalen zu verbinden.“
Schon während des Studiums interessierte sich Sabine Völkel für das Potenzial digitaler Lernmedien bei der Unterstützung von Kindern im Lernprozess. Ihrer Ansicht nach bieten digitale Lernmedien ergänzende Möglichkeiten an, denn man kann „Kinder manchmal mit digitalen Inhalten anders abholen und zum Lernen motivieren.“ Nach ihrem Studium arbeitete Sabine Völkel als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Medienpsychologie. Medienkompetenz und das Lernen mit Medien im Kindesalter waren ihre Forschungsschwerpunkte. So weisen Studienergebnisse darauf hin, dass Kindern der Schulübertritt deutlich leichter fällt, wenn sie bereits vor Schulbeginn gute sprachliche und mathematische Fähigkeiten besitzen. Genau hier setzt PiAS Education an. Das Start-up entwickelt Lernapps für Kinder, mit dem Ziel, die vorschulische Sprachentwicklung zu fördern. Dabei sind bislang drei Lernspiele zu den Themen Reime, Anlautverstehen und Buchstaben entstanden. In den Spielen geht die Protagonistin Pia gemeinsam mit dem Spieler auf eine abenteuerliche Lernreise. „Uns ist es wichtig, den Grundstein für das spätere Lesen und Schreiben bereits in der Vorschule zu legen, mit Lernapps, die Spaß machen und relevante Kompetenzen stärken“, erklärt die Gründerin die Idee hinter den Lernapps.
Die Gründung von PiAS Education fand im November 2020 während des SAB-Technologiegründerstipendiums statt. Zuvor hatte das Team das Beratungsangebot des Gründungsnetzwerks SAXEED genutzt, um ihre Idee vorzustellen und auszuarbeiten. Zusammen mit einem Gründungsberater haben sie anschließend einen EXIST-Förderantrag gestellt und wurden angenommen. Während der einjährigen EXIST-Förderung arbeitete das Team an der Produkt- und Gründungsidee, erstellte einen ersten Prototypen und führte eine erste Nutzer- und Zielgruppenstudie durch. Das anschließende SAB-Technologiegründerstipendium nutzte das Team zur technischen Realisierung der sprachbasierten Lernapps. In dieser Zeit gründete Sabine Völkel zusammen mit dem Informatiker Maximilian Wende PiAS Education. Neben den beiden Gründer:innen gehört heute noch eine weitere Softwareentwicklerin zum Team. In Zusammenarbeit mit einem externen Grafikteam entstehen die Lernspiele: Sabine Völkel entwickelt das wissenschaftlich begründete Konzept hinter den Spielen und entwirft die Storyboards, welche anschließend in Teamarbeit besprochen und grafisch sowie technisch umgesetzt werden. Der wissenschaftliche Anspruch des Start-ups zeigt sich insbesondere auch in der Umsetzung einer Nutzerstudie in vier Kindertagesstätten, welche die förderliche Wirkung ihrer Lernapps auf die Sprachkompetenz der Kinder zeigen konnte.
Aktuell arbeitet das Team an einer MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) Reise für Pia, um am Ende ein ganzes Vorschulpaket an Lernspielen Kindertagesstätten und Eltern anbieten zu können. Als neuen Fördermittelgeber hat das Start-up dabei die Computerspielförderung des Bundes an seiner Seite. Für die Zukunft kann sich das Team vorstellen, noch weitere Kompetenzbereiche (Zweitsprache, musische oder sozial-emotionale Bewusstheit) in Lernspiele zu überführen. Auch plant es, das digitale Portfolio durch ergänzende Printangebote wie Lernhefte oder Lernspiele zu erweitern.
Auf die Frage, welche Tipps sie anderen Gründungsinteressierten geben würde, nennt Sabine Völkel vor allen, dass der Blick von außen essentiell sei. Als Gründungsteam beschäftige man sich zu Beginn viel mit der eigenen Idee und könne sich so leicht in „seiner eigenen kleinen Blase“ verlieren. SAXEED sei an dieser Stelle ein wichtiger Partner gewesen, „dass man nicht in seinem Idealismus verbleibt, sondern auch wirtschaftliche Faktoren streng in den Blick nimmt. Und da ist es enorm wichtig, diese Perspektive von außen zu haben.“ Auch das EXIST-Programm mit dem Input von Experten sei dabei eine wichtige Unterstützung gewesen. Dem eigenen Team solle man als Gründungsinteressierte aber auch ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Wichtig sei es, dass alle Teammitglieder von der Gründungsidee überzeugt sind und eine offene Kommunikation miteinander pflegen. Zum Schluss führt Sabine Völkel noch einen letzten wichtigen Punkt auf, nämlich „das Netzwerk, welches für ein Start-up das A und O ist.“ Mit dem Netzwerken gewinnt man andere Menschen – für die eigene Idee, für das Unternehmen, für das Produkt.